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Kirchen und Glaubensgemeinschaften

Kirche Ermingen

Katholische Christen

Unsere Kirchengemeinde St. Pankratius ist in der Seelsorgeeinheit Ulm-Hochsträß organisiert.

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Evangelische Christen

Die Jakobuskirchen betreut die evangelischen Christen in Ermingen.

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Von der Kapelle zur Kirche: St. Pankratius Ermingen

Die Erminger Pfarrkirche St. Pankratius und Dorfplatz im Winterkleid
Die Bilder „Deutscher Romantiker“ zeigen es uns, das ideale Dorf. Zumeist ist es die Ansicht auf die stattliche Dorfkirche, umgeben von einem weiten Kirchplatz. Flankiert durch Rathaus oder Gastwirtschaft und einem Brünnlein, dessen Auslauf wiederum eine stolze Linde bewässert, deren starke Arme sich Schatten spendend über einer bereits leicht verwitterten Ruhebank ausbreiten. Selbstbewußte Dorfgemeinschaften haben von je her versucht, diese Idylle zu verwirklichen. Nicht daß die Erminger in früheren Jahrhunderten mit wenig oder gar keinem Selbstbewußtsein gesegnet gewesen waren und deshalb kein mächtiger Kirchturm einer Dorfkirche der Stolz der Gemeinde war. Nein, dies war nicht der Grund für die doch eher bescheidene Kapelle St. Pankratius im Dorfzentrum, sondern vielmehr die bestehende und über die Gemeindegrenzen hinaus dominante Pfarrkirche von Harthausen. Eine Dominanz, deren Fundamente viele Jahrhunderte überdauerte und den Erminger Katholiken nie oder nur selten die Möglichkeit bot, das Pendel auch nur ein wenig in Richtung Ermingen zu bewegen. Die aus dem späten Mittelalter (14. oder 15. Jahrhundert) stammende Filialkapelle St. Pankratius wurde nur selten und vom Wohlwollen der jeweiligen amtierenden Pfarrer abhängig genutzt. Erstmals wurde St. Pankratius ( benannt nach einem römischen Märtyrer) im Jahre 1653 aktenkundig erwähnt. Hierbei wird dokumentiert, daß die Kapelle im Krieg verbrannt und von der gottgläubigen Erminger Bevölkerung ohne Hilfe des Zehntherrn wieder notdürftig aufgebaut worden sei. Mit dem Neubau der Pfarrkirche in Harthausen 1697/1699 erfuhr auch St. Pankratius eine bauliche Aufwertung in Form einer barocken Umgestaltung und Neuausstattung. Zugeständnisse zum Lesen von Messen beschränkten sich auf die Feiertage St. Johann an Weihnachten, auf den Sonntag nach Ostern und auf den Dreifaltigkeitssonntag. Aus kirchenpolitischen Erwägungen wurden regelmäßige Gottesdienste als problematisch angesehen und grundsätzlich von den Harthauser Pfarrern eher abgelehnt. Neben den nicht gerade üppigen Ausmaßen der Kapelle und ihrer mangelhaften Ausstattung war für diese Haltung der Geistlichen natürlich auch der, zumindest im Winter, beschwerliche Weg von Harthausen nach Ermingen ausschlaggebend. Ihre, in früheren Jahrhunderten übermächtige Position innerhalb der Gemeinde ließ keine Diskussion oder gar Kritik zu, daß der Weg umgekehrt, von Ermingen nach Harthausen, ebenso weit und beschwerlich war und gleichwohl dieser - im Gegensatz zum Pfarrer - von allen Kirchenbesuchern bewältigt werden mußte. Einzig und allein den Kirchgängern aus Schaffelkingen konnte die Standortfrage so ziemlich egal sein. Ob Ermingen oder Harthausen machte für sie keinen großen Unterschied. Um diesevon der Geistlichkeit auferlegte sparsame Gottesdienstordnung zu erweitern, wurden Messen gestiftet und damit gegen Entgeld kirchliche Aktivitäten in Ermingen erzwungen. Zu Ende des letzten Jahrhunderts entsprachen die Pfarrer nach und nach mehr dem Anliegen der Erminger. Die Gottesdienste nahmen kontinuierlich zu, bedingt auch durch die Einführung der Elementarschule und der damit verbundenen Schülermessen. Bereits seinerzeit zeichnete sich ein für die Seelsorger der Gemeinde immer schwieriger werdender Spagat zwischen den Standorten Harthausen und Ermingen ab.
© Stadt Ulm
St. Wendelinskapelle in Schaffelkingen
Mit wachsender Gemeindegröße von Ermingen stieg auch der Anspruch der Bürgerschaft auf kirchliche Versorgung vor Ort. Die nach wie vor auf Harthausen fixierte Kirchenpolitik hielt diesem Druck jedoch noch einige Jahrzehnte stand. Aufgeweicht wurde die Haltung der Diözese dann durch Entscheidungen der politischen Gemeinde. Der Erminger Gemeinderat beschloß 1973 den Neubau eines kommunalen Friedhofs und beschnitt damit erstmals alte Kirchenprivilegien. Der traditionell auch für die Toten von Ermingen ausgewiesene Friedhof um die Harthauser Pfarrkirche wird seither ausschließlich von der Bürgerschaft Harthausens und Schaffelkingens in Anspruch genommen. Etwa parallel zur Bauentscheidung des Gemeinderates den Friedhof betreffend, verdichtete sich innerhalb des Kirchengemeinderates der Wunsch auf ein örtliches Pfarrhaus, um möglicherweise einem noch rüstigen Pfarrpensionär eine Übersiedlung auf das Hochsträß schmackhaft zu machen. Diese weitblickende Taktik der Verantwortlichen, an ihrer Spitze Wilhelm Buck, ging auf. Das Pfarrhaus wurde vom Ruheständler Pfarrer Franz Sailer 1978 bezogen. Der Friedhof 1977 erstmals belegt und die Leichenhalle 1979 ihrer Bestimmung übergeben. Bezeichnenderweise wurde sowohl die Anlegung des Friedhofes als auch der Bau des Pfarrhauses in einer Zeit realisiert, in der die Pfarrstelle vakant war.
Der Anfang einer Verlagerung kirchlicher Präsenz von Harthausen nach Ermingen war getan.
Der weitere und in der Konsequenz logische Schritt, den Neubau einer Kirche oder aber eine großzügige Erweiterung der vorhanden Kapelle, wurde öffentlich und offensiv angedacht. Unterstützt wurde diese Vision vom neuen Pfarrer Wolfgang Gottstein, der 1977 auf das Hochsträß gekommen war. Zuerst galt es die Frage des Standorts des neuen Gotteshauses festzulegen. Wie es bei großen und wichtigen Bauprojekten für die Allgemeinheit üblich ist, befanden sich gleich mehrere Alternativen in einer breiten Diskussion innerhalb der Dorfgemeinschaft. Für den möglichen Neubau wurde der Bereich zwischen Dorf und Friedhof, sowie das Gebiet zwischen Ermingen und Allewind favorisiert. Zu guter Letzt entschied sich der Kirchengemeinderat jedoch für die nun realisierte Lösung: Unter Beibehaltung des traditionellen Standortes inmitten des Dorfes sollte die Kapelle St. Pankratius saniert und wesentlich erweitert werden. Nach diesem Grundsatzbeschluß und der Zustimmung der Diözese Rottenburg konnte mit der Planung des Bauvorhabens begonnen werden. Der Bereich um die alte und ehrwürdige Kapelle war zu diesem Zeitpunkt städtebaulich nicht überplant. Durch die neue Situation, dem Neubau des Gasthofs Rößle und dem geplanten Kirchbau, bot sich für die politische Gemeinde gleichzeitig die Chance, den Bereich zwischen beiden Vorhaben neu zu gliedern und zu gestalten. Ein gemeinsamer Architektenwettbewerb von Kirchengemeinde und politischer Gemeinde brachte den erhofften Erfolg. Das Architekturbüro Unterlöhner und Partner wurde mit der weiteren Planung beauftragt. Nur wenige Tage nach der Erteilung der Baugenehmigung konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. Kirche und Dorfplatz wurden am 14. /15. Mai 1988 feierlich von Weihbischof Bernhard Rieger eingeweiht und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ihren Bestimmungen übergeben. Mit dem Bau dieser Kirche und der Neugestaltung des Bereiches der Dorfmitte ist der von vielen Generationen Erminger Bürgerschaft gehegte Wunsch auf mehr kirchliche Autonomie und auf Aufwertung der örtlichen Infrastruktur in Erfüllung gegangen. Bei diesem „Jahrhundertvorhaben” wurde auch deutlich, daß eine traditionelle Tugend der Erminger Bürgerschaft – trotz der so oft beklagten Verluste an Identität und Engagement – wieder zum tragen kam: Die Gemeinsamkeit! Die beiden „Bauherren“, Pfarrer Wolfgang Gottstein und Ortsvorsteher Herbert Tress haben sich daher für nachfolgenden formellen Einladungstext entschieden: „Durch beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Kirche und politischer Gemeinde konnten sowohl Gotteshaus als auch Dorfplatz zukunftsweisend für unser Dorf erstellt werden.” Der Neubau der Kirche brachte neben der Verbesserung in der Raumstruktur auch einen gewissen Aufbruch in pastoraler und sozialer Hinsicht. Die Bündelung der Aktivitäten im Neubau, mit den Sozial - und Jugendräumen im Erdgeschoß, bewirkte nicht zuletzt auch die Verbesserung der Kommunikation der Gläubigen untereinander und den Aufbau eines Dialoges mit den evangelischen Dorfbewohnern und der evangelischen Kirchengemeinde Grimmelfingen. Einmal im Monat wird ein evangelischer Gottesdienst in St. Pankratius angeboten.