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Luftbild Ermingen

© Stadt Ulm

Interessantes und Wissenswertes

Erminger Geschichte

Die Erminger Gemarkung mit dem dominierenden Bestandteil Waldwurde im Jahre 1299 erstmals urkundlich erwähnt, als Graf Konrad von Landau, ein Angehöriger der älteren Linie des Grafenhauses von Württemberg, das Gut Ermingen der Äbtissin und dem Konvent zu Söflingen übereignete. Die Zeit nach 1900 und hier insbesondere die Phase nach der Eingliederung in die Stadt Ulm vor nunmehr 30 Jahren haben entscheidend zur heutigen Dorfstruktur beigetragen. © Stadt Ulm Ansicht auf die Pfarrkirche und Dorfplatz Ermingen ist heute eine liebens- und lebenswerte Gemeinde an der Peripherie der Stadt Ulm gelegen, inmitten der herrlichen Hochsträßlandschaft. Der Hochsträßrücken zwischen Donau und Blau gehört ohne Zweifel zu den ökologisch wertvollsten Gebieten innerhalb des Stadtkreises Ulm. Daher ist ein Großteil der Erminger Gemarkung gesetzlich geschützt. Der Wald ist traditionell das dominante Element innerhalb des Natur- und Landschaftsinventars auf dem Hochsträß. Die funktionierende Dorfgemeinschaft wird von traditionellen Werten geprägt und dies im harmonischen Einklang mit einer modernen Infrastruktur und mit einem erfreulichen bürgerschaftlichem Engagement, das sich auch in einem aktiven Vereinsleben widerspiegelt.

Der Weiler Schaffelkingen gehört seit 1931 zu Ermingen Seit der Eingemeindung nach Ulm gilt in Ermingen das Ulmer Ortsrecht. Mit der eingeführten Ortschaftsverfassung besteht ein verhältnismäßig hohes Maß an Selbständigkeit, die ihren Ausdruck in einer örtlichen Verwaltung, geleitet von Ortsvorsteher Herbert Tress, findet. Der Ulmer Ortsteil Harthausen wird ebenfalls von der Ortsverwaltung Ermingen betreut.

Das Buch zur Dorfgeschichte Auf 270 Seiten und mit zahlreichen Bildern versehen, wird die Geschichte der Gemeinde dargestellt. Insbesondere die Zeit ab 1800 wird ausführlich dokumentiert und beschrieben. Viele der Bürgerinnen und Bürger werden sich und ihre Vorfahren in diesem Buch wiederfinden. Verfasst wurde diese Chronik über das Hochsträßdorf Ermingen anlässlich des Gemeindejubiläums „700 Jahre Ermingen“ im Jahre 1999. 

Die Erminger Waldlandschaft

Das Ulmer Hochsträß gehört zum Naturraum Schwäbische Alb. Es hebt sich jedoch aufgrund seiner wesentlich geringeren Höhenstruktur, aber auch wegen seiner weichgeformten Teritiärhügellandschaften von der eigentlichen Flächenalb ab. Als potentiell natürliche Vegetation würden sich ohne menschliche Beeinflussung überwiegend die verschiedenen Arten der Buchenwälder durchsetzen. Schon seit der Bronzezeit (2000 bis 1000 vor Christus) wurden Wälder in Ackerkulturen umgewandelt, so daß der Wald als eigentlich natürliche Vegetation stetig zurück gedrängt wurde. Mit 313 Hektar Waldfläche ist Ermingen im Einzugsgebiet der Stadt Ulm eine waldreiche Gemarkung und liegt in Prozentpunkten gesehen im Landesdurchschnitt. Die Besitzverhältnisse sind relativ gleichbleibend. Mit 125 Hektar, was 40% des Gesamtvolumens entspricht, stellt die Gruppe der privaten Waldbesitzer den größten Anteil. Es folgt der Staat mit 110 Hektar (35%) und die Stadt Ulm mit 78 Hektar (25%). Der Laubwaldanteil beläuft sich auf 56% und der Anteil der Nadelgehölze somit auf 44%. Die Buche stellt mit 45% den größten Baumartenanteil, gefolgt von der Fichte mit 40%. Alle anderen Baumarten sind von untergeordneter Bedeutung, was ihre Masse im Waldverbund betrifft. Die Eiche mit 5%, sonstige Laubbäume mit 6%, Lärche und Kiefer mit 4%. Die Bedeutung des Waldes ist in vielerlei Hinsicht zu dokumentieren. Seit jeher ist der Wald ein bedeutender Baustein eines funktionierenden Ökosystems auf unserem Planeten. Gleichzeitig dient er als Erholungswald mit besonderer Bedeutung an der Peripherie dichtbesiedelter Städte. Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung kommt dem Wald aber auch als Wirtschaftsfaktor zu. Bei einer ökonomischen Bewertung des Waldes durch den Regionalverband Donau/Iller wurde, der örtliche Wald als „äußerst leistungsfähig“ eingestuft. Sowohl größere Waldgebiete als auch kleinere Einzelwälder besitzen überdurchschnittliche Wuchsleistungen. Entsprechend ist auch der Holzeinschlag, der jährlich ca. 2.600 Festmeter ausmacht. Davon fallen auf den öffentlichen Wald (Staat und Stadt) ca. 1.700 Festmeter und auf den Privatwald ca. 900 Festmeter. Über viele Jahrzehnte hinweg wurde die Fichte als schnell wachsendes Gehölz von den Waldbetreibern favorisiert. Reine Fichtenstandorte werden zwischenzeitlich jedoch als äußerst labil und somit als hohes ökonomisches Risiko eingestuft. Es ist zu erinnern an die ernormen Sturmwürfe und den daraus entstanden wirtschaftlichen und ökologischen Schaden im Frühjahr 1990 ( Sturm Wibke). Auch aus diesen Erkenntnissen ist der verstärkte Aufbau eines standortgerechten und naturnahen Wirtschaftswaldes unverzichtbar. Reine Nadelwälder sollen mittelfristig bis langfristig in Mischwälder umgewandelt werden. Der Anteil der Fischtenbestände soll von derzeit 40% auf künftig 31% reduziert werden. Dies bedeutet in der Konsequenz, daß sich das heute bestehende Waldbild verändern wird und Laub-Mischwälder in diesem Gebiet vorherrschen werden. Dies wiederum wird positive Auswirkungen auf die standortnahe Ökologie haben. Die Bedeutung des Waldes, als Erholungsraum für die Bevölkerung, als wesentliches landschaftsbestimmendes Element und als Lebens - und Rückzugsraum für eine artenreiche Pflanzen und Tierwelt tritt seit einigen Jahren verstärkt in den Vordergrund der Öffentlichkeit. Die großen Waldkomplexe Deutschhau und Buchhau in Verbindung mit dem Klingensteiner Wald besitzen eine besondere Naturausstattung, die sie - auch aufgrund ihrer stadtnahen Lage - geradezu als Erholungswälder prädestinieren. So ist 60% des Waldes auf der Gemarkung Ermingen als Erholungswald der Stufe 1 eingeordnet. 13 kartierte Waldbiotope mit einer Fläche von 12 Hektar sind über den eigentlichen Landschaftsschutz hinaus gesetzlich mit besonderem Schutz belegt. Mit der in den letzten Jahrzehnten geschaffenen Infrastruktur von Wegen und Pfaden ist es für die Naherholungssuchenden ein Leichtes sich im komplexen Waldgebiet zurecht zu finden. Grill - und Sitzplätze wurden angelegt und werden überzeugend angenommen. Dem Ausbau der Hochsträßwälder zur Nutzung als Naherholungsgebiet ging ein politischer Auftrag voraus. Die Forstverwaltungen, insbesonders die kommunale Forstverwaltung, haben dieses Anliegen umgesetzt, wohl wissend, daß dadurch die Bewirtschaftung des Waldes deutlich erschwert wird. Gerade beim Erholungswald der Stufe 1 sind die Einnahmen deutlich geringer als im reinen Wirtschaftswald. Dieser Umstand beeinträchtigt die Aktivitäten der Menschen jedoch nicht, die in dieser exklusiven Natur den verschiedensten Freizeitbeschäftigungen zur psychischen und physischen Regeneration nachgehen. Vielmehr nimmt die Nutzung des Waldes als Raum zur Freizeitgestaltung in dem Ausmaß zu, wie sich unsere Gesellschaft immer mehr zu einer Freizeitgesellschaft entwickelt. Die diesbezügliche Problematik liegt auf der Hand. Dem notwendigen Erholungswert der Menschen steht die zunehmende Verschmutzung des Waldes, die Beeinträchtigung der sensiblen Tierwelt und die Zerstörung von labilem Bewuchs gegenüber. Die Schäden sind erheblich. Es ist nicht auszuschließen, daß bei noch stärkerer Belastung die Schutzfunktionen des Waldes, insbesonders als Wasserschutzwald und Immissionsschutzwald, beeinträchtigt werden. Abhilfe kann nur die Einsicht der Waldbenutzer schaffen. Eine notwendige Verhaltensänderung der Menschen ist die Garantie dafür, daß Umfang und Qualität des Landschaftsraums Hochsträß auch für die kommenden Generationen erhalten bleiben und somit die Möglichkeiten einer effektiven stadtnahen Erholung auch weiterhin angeboten werden können.

Bedeutend ist das meist zusammenhängende Waldgebiet auch für die Jagd. Die Erminger Jagd ist in Ihrer Gesamtheit und trotz der zunehmenden Beeinträchtigungen durch Erholungssuchende und Sportler ein attraktiver Jagdbezirk. Mit einer bejagbaren Fläche von ca. 700 Hektar umfaßt sie nicht ganz die Gemarkungsfläche. Ein Teil der Gemarkungsfläche ist der Staatsjagd zugeschlagen. Bejagt wird Rotwild ( Böcke, Geißen und Kitze), Schwarzwild, Füchse und Dachse sowie Feldhasen. Die Jagd als solche steht jedoch nicht mehr im Mittelpunkt der Jäger und Jagdgehilfen. Vielmehr konzentrieren sich die waidmännischen Aufgaben auf die Hege und Pflege des Wildbestandes und der Wald - und Pflanzkulturen innerhalb des Jagdbezirks.

Der Erminger Fernsehturm

Der Fernmeldeturm, nördlich von Ermingen Bereits von weitem zu erkennen ist der 1964 von der Deutschen Bundespost errichtete Sendeturm im Gewann Ilpertshau. Dieses in einer sonst so harmonischen Landschaft doch auffallende Bauwerk wird seit seiner Erstellung immer mehr als das neuzeitliche Wahrzeichen der Gemeinde angesehen. Aufgrund seiner Ausmaße drängt sich dieses Bauwerk dem Betrachter auch geradezu auf. Mit seiner Höhe von 168 Metern ist der Turm um 7 Meter höher als das Ulmer Münster. Der Betonteil des Turmes erstreckt sich auf eine Länge von 110 Metern in die Höhe. Daran schließt sich ein 32 Meter langer Stahlrohrteil an. Unmittelbar darüber sind Kunststoffzylinder mit Sendeantennen montiert. Für die schnelle Einrichtung von Richtfunkverbindungen wurden 4 Antennenplattformen in den Höhen von 43 Metern bis 81 Metern geschaffen. Der Sendeturm versorgt rund 310000 Einwohner in Ulm sowie den Landkreisen Neu-Ulm, Alb-Donau, Günzburg, Heidenheim und Biberach mit Funk- und Fernsehprogrammen sowie Richtfunkverbindungen und beweglichen Funkdiensten. Die Fernseh- und Rundfunkprogramme des Kabelfernsehens werden in der Funkübertragungsstelle Ermingen empfangen, aufbereitet und an die Einspeispunkte der Kabelfernsehanlagen mittels Rundfunk übertragen. Für Privatanbieter von Rundfunk- und Fernsehprogrammen wurden 4 Fernsehsender und 4 UKW Sender kleinerer Leistung zusätzlich aufgebaut. Über die aufgebauten Richtunkverbindungen können gleichzeitig bis zu 30.000 Gesprächsverbindungen zu den Gegenstellen übertragen werden. Die Anlage wird ständig technisch weiterentwickelt, um das Angebot für die Nutzer noch zu verbessern. Der Sendeturm ist und bleibt die „Drehscheibe“, was Funk und Fernsehen in unserer Region betrifft. Trotz dieser unstrittigen technischen Notwendigkeit und aller Vorteile für unsere Bevölkerung bleibt der Sendeturm ein markantes Bauwerk und somit für manchen alt eingesessenen Erminger nach wie vor ein Fremdkörper in der sonst so idyllischen Hochsträßlandschaft.

Sonnwendplatz

Im Zuge des ökologischen Programms „Kulturlandschaft Hochsträß“ wurde Ende des Jahres 1989 auf dem Grundstück des ehemaligen örtlichen Wasserhochbehälters ein Trockenbiotop erstellt. Aufgrund der Topographie des Grundstücks und seiner markanten Lage die von Weitem einsehbar ist, sowie der Notwendigkeit der Schaffung eines geeigneten Platzes für das in Ermingen traditionelle Funkenfeuer wurde die Idee geboren, einen Sonnwendplatz zu realisieren. Die wissenschaftliche Vorgabe war das berühmte Stonehenge in Südengland (Kultstätte der Jungsteinzeit und frühen Bronzezeit). Bei diesem Erminger „Miniatur-Stonehenge“ handelt es sich um 12 Steinstelen (12 Monate), die kreisförmig in einem Radius von 12 Metern angeordnet sind. Die Steine sind so plaziert, daß sowohl eine geographische Ost-West-Richtung als auch eine geographische Nord-Süd-Richtung eingehalten wird. An den Tagen der Sommer- und Wintersonnwende werden innerhalb des Steinkreises bestimmte Punkte durch das steinerne Tor hindurch angestrahlt. Die Sonnenwenden sind die Umkehr in der Deklinationsbewegung der Sonne, die am 22. Juni bei der größten nördlichen Deklination (Sommeranfang) und am 22. Dezember bei der größten südlichen Deklination (Winteranfang) der Sonne eintritt. Dieser Platz bildet nun einen angemessenen Rahmen für das Abbrennen des Funkenfeuers und garantiert gleichzeitig, daß die Tradition des Funkensonntags auch für die nachfolgenden Generationen ersichtlich bleibt. Mit dem Abbrennen des Funkenfeuers wird stets am 1. Fastensonntag (Invokabit, 6.Sonntag vor Ostern) symbolisch der Winter vertrieben und um eine gute Ernte nachgesucht. Dieser Brauch geht über 150 Jahre zurück und fand seinen Ursprung wohl in der Bibelstelle Johannes 18,4. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde dieser in Oberschwaben weit verbreitete Brauch eingestellt und mancherorts durch das Feiern der Sommersonnwende im Juni ersetzt. Erst einige Jahre nach Kriegsende besann sich die Bevölkerung wieder dieser alten Tradition. In Ermingen wird der Funkensonntag regelmäßig abgehalten.

Naturdenkmal Ermingen Die Turritellenplatte

Der Archivar und Chronist Hubert Fink beginnt seine Beschreibung von Ermingen im Einwohnerbuch im Jahre 1985 wie folgt: „Ermingen hat nicht durch sich selbst oder seinen Werdegang, sondern durch ein nur wenige hundert Meter im Geviert messendes Fleckchen Erde, vom Ortsrand 20 Minuten nördlich gelegen und bekannt unter dem Namen „Turritellenplatte“ beinahe Weltruhm erlangt“. Beinahe Weltruhm? Diese doch euphorische Aussage ist so unwahr nicht. Zumindest bei Paläontologen, Geologen und fachkundigen Sammlern ist die Versteinerungsfundstelle Turritellenplatte weit über die Landesgrenze hinaus bekannt. Auch die Untere Naturschutzbehörde hat die Einzigartigkeit dieser naturwissenschaftlich bedeutsamen Fossilienablagerung aus der Tertiärzeit erkannt. Die Turritellenplatte wurde als geologisch flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen (Veröffentlichung Amtsblatt Stadt Ulm Nr.20/1980 und Nr. 7/1982). Mit der Aufnahme in den Katalog der Naturdenkmale wurde jedoch nicht ausschließlich die Dokumentation der wissenschaftlichen Bedeutung der Turritellenplatte verfolgt, sondern gleichzeitig auch deren Schutz angeordnet. Diese Maßnahme war unabdingbar, um den stark einsetzenden Raubbau durch Fossiliensammler einzudämmen. Ein Schutzzaun um die Hauptfundstelle wurde errichtet. Was ist denn nun so einzigartig an diesem Flecken Erde auf der Anhöhe des Reutebergs gelegen, direkt vor der Haustüre der Erminger? Sicherlich der Umstand, daß ohne großen mühevollen Aufwand, nur wenig unter der Erdoberfläche fossile Ablagerungen in tadellosem Erhaltungszustand zu finden sind. Millionen etwa streichholzlanger Turmschnecken (Turritella turris), Bruchstücke von dickschaligen Austern, feingerillte Herzmuscheln und glattschalige Tapesmuscheln, sowie versteinerte Überreste der artenreichen Fischfauna des Molassemeeres sind hier abgelagert. Sie haben vor rund 20 Millionen Jahren in einem Molassemeer der Tertiärzeit ( Miozänmeer) zu Milliarden gelebt. Dieses Meer ist in die, durch die Auffaltung der Alpen und die Schiefstellung der Albtafel gebildete, oberschwäbische Senke eingeflossen und bildete nach Norden auf der Linie Suppingen/Temmenhausen/Westerstetten/Heldenfingen eine Steilküste mit Brandungsschorre. Während die aus maritimen Fossilien bestehende, bis zu 6 Meter dicke Kalk-sandsteinschicht sonst weitgehendst abgetragen ist, blieb sie hier in einem selten guten Zustand erhalten. Den Namen erhielt das Naturdenkmal von der Turritellae turris. Sie gehört zur Familie der Turm - oder Schraubenschnecken mit einem regelmäßigen Windungsverlauf ihrer Schalen. Die Gehäuseform ist spitz, turmartig und erreicht eine Länge von 70 Millimetern und eine Breite von 18 Millimetern. Sie hat eine größere Anzahl erhabener Windungen (11 bis 14), die durch eine tiefe Naht von einander getrennt sind. Die Mündung des Gehäuses ist kreisrund. Die Gehäuseoberfläche besitzt eine spiralige Struktur, die von verschieden hohen Rippen gebildet wird. Die heutigen Turritellenschnecken leben eingegraben im Meeressand bis zu 40 Meter Tiefe, ihr Verbreitungsgebiet ist weltweit. So unbestritten bedeutend die Turritellenplatte in naturwissenschaftlicher Hinsicht auch sein mag, einen effektiv nachweisbaren Nutzen brachten diese Fossilienablagerungen der Erminger Bevölkerung in einem völlig anderen Zusammenhang. Vor der automatisierten Herstellung von Ziegelsteinen und der Einführung von Beton, wurde der harte Molassestein über die Jahrhunderten hinweg zu Steinquadern behauen und als Baumaterial herangezogen. Verwendung fand er hauptsächlich als Fundamentstein beim Hausbau. Nachweise hierfür gibt es genügend. In den vergangenen Jahren wurde dieses besondere und ausschließlich ortsbezogene Baumaterial bei den Bauarbeiten der Kirche (altes Kirchenschiff) ebenso entdeckt, wie beim Abbruch des alten Gasthofes Rössle. Zweifelsohne sind noch weitere alte Gebäude im Dorf auf harten Molassesteinen aufgebaut. Da sehr witterungsbeständig, konnte dieser Stein auch an ungeschützten Stellen in der freien Feldflur als Markungs- und Markierungsstein eingesetzt werden. Häufiger anzutreffen ist er auch als Sockelstein bei Feldkreuzen und Bildstöcken. Bestes Beispiel hierfür ist das Kriegerdenkmal auf dem Friedhof in Harthausen. Die Bedeutung der Turritellenplatte für die Dorfgemeinschaft wird auch insofern dokumentiert, als es eine Turritellenstraße, einen Turritellenbrunnen und einen Turritellenweiher in Ermingen gibt. Die letzte vorgenommene Würdigung erfuhr die Turritellenplatte als Fundort für die Turritella turris darin, daß die Turmschnecke in das Jubiläumslogo „700 Jahre Ermingen“ aufgenommen wurde. Nicht zuletzt wegen der notwendigen Einzäunung des Naturdenkmals und der damit verbundenen starken Bewaldung der Hauptfundstelle, ist es in den letzten Jahren ruhiger um die Turritellenplatte geworden. Fast könnte man meinen, daß sie in Vergessenheit geraten ist. Das naturwissenschaftliche Kapital und Kulturgut ist jedoch unbeachtet für das Wissen der Bevölkerung ohne Wert. Die Gemeinde hat sich deshalb entschlossen, eine überschaubare Teilfläche des Gesamtareals aufzulassen, zu bearbeiten und mit wissenschaftlich fundierten Hinweisen versehen, einer breiteren Schicht der Besucher des Naherholungsgebiets Hochsträß zu präsentieren. Diese Teilöffnung der Turritellenplatte wird damit als die wichtigste Station in den Naturlehrpfad Ermingen eingebunden (weitere Stationen: Quellbiotop Tosertal / Orchideenwiese, sowie Sonnwendplatz, Panoramatafel Alpenblick, Mammutbäume) Die überörtliche Bedeutung dieses Naturlehrpfads mit seiner Hauptattraktion Turritellenplatte ist unbestritten.