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Vor- und Fruehzeit

Urkunde Erwähnung Ermingen

Auch Menschen haben sich, an menschheitsgeschichtlichen Maßstäben gemessen, in früherer Zeit in unserer Gegend aufgehalten, wie unlängst Funde nahe der Nachbargemeinde Eggingen zeigten. Hier wurde in einer Sandgrube im Gewann "Lippenöschle" 1982 eine der ältesten Stufe der Jungsteinzeit angehörende Siedlung, der sogenannten Bandkeramiker, entdeckt und freigelegt. Sie wird von Fachleuten ins 5. vorchristliche Jahrtausend zurückdatiert, als in Mitteleuropa die Menschen sesshaft zu werden und sich vom Ackerbau zu ernähren begannen. Sind auch die Überreste des Neolithikums auf Erminger Markung (etwa auf der Flur "Öschle") dem gegenüber bescheiden geblieben, so beeindrucken umso mehr die Zeugnisse der anschließenden Bronze- und Hallstattzeit, die bereits im 19. Jahrhundert entdeckten und leider ausgeplünderten Grabhügel links und rechts der Straße nach Arnegg beim, Bildstöckle" und im "Heidenhölzle" und die westlich von Harthausen im Schanzgrubenhau" liegende Keltenschanze, die eher sakralen als wehrhaften Zwecken gedient haben dürfte.

Zu den Altertümern auf Erminger Markung gehört auch der uralte Weg, von dem nicht nur die ortsnahe Flur südlich des Dorfes, sondern der ganze von Blau, Schmiech und Donau umrahmte Höhenzug den Namen Hochsträß (Hochgesträß) erhalten hat. Er wurde nicht erst, wie man lange geglaubt hat, von den Römern angelegt, sondern ist wohl schon Jahrhunderte zuvor von den Kelten wegen seiner aussichtsreichen Höhenlage als Verkehrs - und Wanderstraße zur nahen Donaufurt bei Ulm benützt worden.

Bedeutend sind sodann die Funde aus der Alemannenzeit zu nennen, die im Oktober 1976 bei Aushubarbeiten im Gewann "Reuteberg" am damaligen Ortsrand von Ermingen zutage gefördert wurden (Siehe auch den Abschnitt: Das Dorf und die Kirche). Aber auch ohne diesen glücklichen Fund ließe die "ingen"- Endungen des Ortsnamens auf eine Alemannensiedlung schließen. Der von einem Ormo oder Ermo vermutlich in der Nähe der Quelle des Wiesenbachs angelegte Urhof ( samt Gesindehäusern und Nebengebäuden), der später in den Urkunden, als Ermingen schon ein Weiler geworden war, in den Schreibweisen Orningen, Oernigen, Oermingen und Ermaringen (A. Uhrle) vorkommt, ist möglicherweise gleichzeitig mit den zahlreichen "ingen"- Orten auf dem quellenreichen Südosthang des Hochsträß gegen die Donau (Schaflehichingen, Dickingen, Eckingen, Ensingen, WiBlingen, Tenglingen, Würgelingen) in einem früheren Besiedlungsvorgang vermutlich des 7. Jahrhunderts angelegt worden. Urkundlich taucht Ermingen allerdings dann erst 1299 auf, als Graf Konrad von Landau, ein Angehöriger der älteren Linie des Grafenhauses von Wirtemberg, "seiner lieben Frau, der Äbtissin und dem Konvent zu Sevelingen " das Gut zu Ermingen eignet, d.h. aus der Lehenschaft entlässt, das vorher Rudolf von Klingenstein Einwilligung an sie verkauft hatte. Kurz danach - 1303/1304 erwähnt das Protokoll des bischöflichen Gerichts zu Konstanz in einem Streit zwischen Kloster Söflingen bzw. dessen Pfarrer zu Harthausen und dem Pfarrer von Erbach um Zehntrechte in Einsingen 7 altdeutsche - klangvolle Namen von Erminger Einwohnern, 2 Mägde und 5 Knechte, d.h. "Leibabhängige Hintersassen", von denen eine Frau, Adelheid Murerin, dem von Bach gehörte. Alle übrigen aber gehörten den Sevelern, den ins Ulmer Patriziat eingetretenen Nachbarn der Dillingischen Truchsessentamilie von Söflingen. Im nahen Söflingen, sowohl vorn den dortigen vorklösterlichen Burgsassen, den Ulmer Reichsvögten von Dillingen bzw. ihren Truchsessen, wie auch von den Klosterfrauen des 1250 von den Grafen von Dillingen gestifteten Klarissenklosters, sind die Weichen für die geschichtlichen Schicksale Ermingens bis zum 19. Jahrhundert gestellt worden. Die Jahrhunderte währende herrschaftliche Zugehörigkeit zur Burg Arnegg ist dort entschieden worden, wie nicht weniger die kirchliche Zuordnung zur ursprünglichen Dillingschen, sodann dem Kloster Söflingen inkorporierten Pfarrei Harthausen.

 

1334/1338 verkauften die Brüder Konrad und Ulrich Seveler an Hans von Stein bzw. an den Grafen Ulrich lIl. von Wirtemberg ihre Burg und Herrschaft Arnegg. Bei diesen Verkäufen gelangte der zur Burg gehörende Wald "Buch" bei Ermingen um 420 Pfund Heller an das Ulmer Spital, das ihn noch heute besitzt. Die Größe des Waldes wird 1522 mit 157 Jauchert angegeben, d.s. ca. 70 ha. Von 1340 an waren die Grafen von Wirtemberg alleinige Grund-, Lehens- und Pfandherrn der Burg und Herrschaft. Sie belehnten mit ihr die schon als Käufer auftretenden von Stein, die sich alsbald Stein zu Arnegg benannten. Der 1361 bei einem Streit um Erminger Güter vor dem Ulmer Stadtgericht als Kontrahent des Klosters Söflingen auftretende Burkhard von Stein, "von Oermingen" ist zweifellos personenidentisch mit dem gleichzeitigen Burkhard von Stein zu Arnegg. In dieser an schriftlichen Quellen armen Zeit, in der das wirtschaftlich aufblühende Ulm zur führenden Reichsstadt im Schwäbischen Städtebund emporstieg und seine Bürger den Grundstein zum Münster legten, gingen während des blutigen Städtekriegs zwischen dem zu Territorialherrn aufsteigendem schwäbischen Hochadel, voran den Grafen von Württemberg, und den führenden Städte Schwabens, voran Ulm, die Burgen des Blautals - mit Ausnahme Klingensteins - Flammen auf. Ermingen ist von diesen Vorgängen sicher nicht unberührt geblieben auch insofern, als nach der Zerstörung der Burg Arnegg durch die Ulmer im Jahre 1378 die Ortsherren von Stein ihre Aktivitäten ins Neckarland verlegten.

 

Das spätmittelalterliche Ermingen des 13. und 14. Jahrhunderts ist vermutlich ein Weiler um einen Herren - oder Meierhof mit eigenen diesem zugeordneten Hofgütern und Selden gewesen. Die Existenz des Meierhofs ist zwar nicht schriftlich belegt, aber zwingend. Die ortsnahe Flur Braige (Braike) und der Brühl als Herrenland weisen auf ihn hin. Seine Lage müsste in der Ortsmitte nahe der Kapelle und der Wiesenbachquelle zu suchen sein. 1303 wird unter den Erminger Zeugen im Konstanzer Protokoll ein Berthold, genannt Groß, erwähnt, der in der Folgezeit Urkunden mitbesiegelt und zuletzt 1333 als Ulmer Bürger ein Söflinger Zinslehen in der Stadt besessen sicherlich kein gewöhnlicher Bauer, sondern ein Vertrauensmann seines Herrn. Verbirgt sich hinter ihm der Meier des Herrenhofs? Ein ebendort genannter Ulricus Gundersleher dürfte der Inhaber des Hofes gewesen sein, dem die Rodung des Waldlandes in Richtung des Herrschaftssitzes Arnegg aufgetragen war (Uhrle). Die Bewirtschaftung der Felder dürfte damals schon nach der Ordnung der Dreifelderwirtschaft, im Wechselbau (Sommer-Ösch, Winter-Ösch, Brache) zwischen den drei Öschen "Am Hochsträß gen Dickingen", Ödental oder Lendlin, auch Lindlinger Ösch und Ösch gen Buch oder St. Jakob, auch Reuteberger Ösch genannt, erfolgt sein. Vermutlich gehörten die Felder unmittelbar südlich und östlich der Orts - Hochgesträß, Braige, 10 Jauchert, Öschle usw. zum altbebauten Ackerland, während der Reuteberg und das Gereut schon nach Ausweis ihrer Namen im Mittelalter gerodet und der Feldmarkung hinzugewonnen worden sind.